In der Corona-Krise sind die Fahrgastzahlen bei der Bogestra eingebrochen. Expertinnen und Experten befürchten, dass der bundesweit feststellbare Rückgang in der Nutzung von Bus und Bahn längerfristig anhalten könnte. Um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver und zugänglicher für alle zu machen, bringt die Bochumer Linksfraktion am Donnerstag, den 26. August einen Antrag in den Rat ein: Die Stadt Bochum soll zeitnah ein günstiges Jahresticket zu Kosten von einem Euro pro Tag einführen.
„Im Vergleich mit vielen anderen Großstadt-Regionen sind Tickets für Bus und Bahn bei uns besonders teuer“, kritisiert Gültaze Aksevi, Fraktionsvorsitzende der Bochumer LINKEN. „Die hohen Preise stellen insbesondere für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen ein großes Problem dar. Wer für Mobilität für alle absichern und den Klimaschutz ernst nehmen will, muss endlich Bus und Bahn bezahlbar machen.“
DIE LINKE beantragt, dass die Stadt Bochum die notwendigen finanziellen Mittel für eine einjährige Pilot-Phase für das kommende Jahr einplant. „Im Jahr 2019 hat der VRR eine Modellrechnung vorgelegt, wonach die Einführung eines 365-Euro-Tickets für Bochum 11,9 Millionen Euro jährlich kosten würde“, so Gültaze Aksevi weiter. „Das ist im Rahmen der Haushaltsplanungen für 2022 darstellbar. Zum Vergleich: Auf dieser Ratssitzung sollen der WEG Bochum mehr als 20 Millionen Euro überplanmäßig für die Entwicklung des ehemaligen Opel-Geländes zur Verfügung gestellt werden. Allein zur Finanzierung der Verluste des klimaschädlichen Trianel-Kohlekraftwerks Lünen hat die Stadt Bochum bereits mehr als 87 Millionen Euro bezahlt. Erst vergangenen Winter hat der Rat beschlossen, dem defizitären Kraftwerk 25 Millionen Euro außerplanmäßig zur Verfügung zu stellen. Wenn die Stadt solche deutlich größeren Summen bewegen kann, selbst wenn sie im Haushalt noch nicht einmal eingeplant waren, dann ist die Finanzierung des günstigen Nahverkehrs-Tickets ohne Zweifel möglich. Darüber hinaus sollte die Stadt Bochum zusammen mit anderen Kommunen mehr Druck auf das Land und den Bund machen, damit sie die ÖPNV-Angebote auskömmlich gegenfinanzieren.“
Das vorgeschlagene 365-Euro-Ticket für alle wäre neun Euro im Monat günstiger als das aktuelle Sozialticket-Angebot, das DIE LINKE als völlig überteuert und im Rahmen des Hartz-IV-Bezugs als nicht finanzierbar kritisiert. Insgesamt setzt sich DIE LINKE für eine stärkere Förderung und einen deutlichen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ein, sowie für den Umbau der gesamten ÖPNV-Finanzierung auf öffentliches Solidarmodell ohne Ticketpreise. „Auf dem Weg dahin ist ein deutlich günstigeres Jahresticket, das maximal einen Euro pro Tag kostet, ein wichtiger Zwischenschritt“, sagt Gültaze Aksevi. „Weitere Zwischenschritte sind ein kostenloses Sozialticket, das wir bereits in der Vergangenheit beantragt haben, und ein kostenfreies Angebot für Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende. Dafür werden wir weiter Druck machen.“